Nachtigall

Vogelgezwitscher und Mehr

28.04.2024

Besonders in den frühen Morgenstunden kann man zur Zeit das Vogelkonzert am Klingnauer Stausee geniessen. Aber warum singen die Vögel gerade am Morgen und im Frühling so intensiv? 

Das Singen der Vögel ist vor allem im Frühjahr zu hören. Es reicht von melodischen Gesängen wie bei der Nachtigall über einzelne Zirplaute, zum Beispiel bei der Schafstelze,  knarrenden Geräuschen wie beim Drosselrohrsänger bis hin zu Lauten, welche dem Zirpen von Heuschrecken zum Verwechseln ähnlich sind – so beim Rohrschwirl. Diese Arten sind zur Zeit alle am Klingnauer Stausee anzutreffen. Die unterschiedlichen Gesänge dieser Vögel haben verschiedene Funktionen. Dabei können Vögel auch andere Instrumente als ihren Stimmapparat nutzen. 

Liebes-Ständchen

Ein Grund für das vielfältige Gezwitscher, für das hauptsächlich die Vogelmännchen verantwortlich sind, ist die Suche nach einer Partnerin. Da die meisten Vögel im Frühjahr auf Partnersuche sind, sind die Gesänge dann häufiger zu hören. Der Gesang der Männchen gibt den Weibchen einen Einblick in die Gesundheit des Sängers. Bei Spatzen wurde beobachtet, dass Eier von Männchen mit einem grossen Gesangsrepertoire bessere Chancen haben zu schlüpfen und der Nachwuchs schneller unabhängig von der Brutpflege wird. Der andere Grund ist das Abstecken des Reviers: Die Gesänge werden zur Vertreibung von Rivalen eingesetzt. Männchen mit komplexeren Gesängen haben auch größere Reviere.

Dass das Vogelkonzert vor allem früh morgens zu hören ist, ist dabei kein Zufall: Am Morgen schüttet der Körper das Hormon Melatonin aus, wodurch die Vögel aktiv werden und singen. Zudem breitet sich Schall am Morgen besser aus, weil es meist windstill ist und die Töne weniger verwirbeln. Der Gesang ist somit weiter zu hören. Entsprechend nutzen die Männchen dieses Zeitfenster besonders gerne und ausgiebig zum Singen. 

Rufvielfalt

Der Gesang, um eine Partnerin zu finden, ist nicht die einzige Art der Kommunikation bei Vögeln. Andere Laute dienen der Warnung oder der Verteidigung. Viele Vogelarten haben einen ähnlichen Warnruf für Bedrohungen aus der Luft, einen langgezogenen, hohen Pfeifton. Dadurch versteht ihn eine Vielzahl von Vogelarten. Einige Vögel stossen auch bestimmte Rufe aus, um sich mit anderen zu einer Gruppe zusammenzuschliessen und einen Greifvogel zu vertreiben, der ihnen alleine zu gefährlich wäre. Bei einigen Arten hilft das Rufen in der Brutkolonie den Eltern dabei, ihre eigenen Küken zu erkennen. Diese müssen die Küken zeitweise unbewacht lassen, wenn sie auf Nahrungssuche gehen oder sich vor Greifvögeln verstecken müssen.

Manche Vögel erzeugen auch sogenannte Instrumentallaute, welche nicht von einem Stimmapparat hervorgerufen werden. Zum Beispiel kommunizieren Weissstörche mit dem schnellem Öffnen und Schliessen des Schnabels, was das typische Klappern verursacht. Bekassinen hingegen bringen im Flug die äußeren Steuerfedern zum Vibrieren. Dadurch entstehen Laute, die an das Meckern einer Ziege erinnern. Stimmlose Kommunikation kommt auch bei Eulen, Spechten, Tauben oder Hühnervögeln vor.

Vogelstimmen üben

Wer seine Kenntnisse der Vogelgesänge verbessern möchten, dem sei die Webseite bird-song.ch empfohlen. BirdLife Schweiz und BirdLife Zürich haben diese Website mit Übungen und Inhalten entwickelt, mit welcher man Vogelstimmen üben kann, um sie später selbst in der Natur zu erkennen. Die Übungen umfassen Gesänge von über 190 Vogelarten der Schweiz und richten sich sowohl an AnfängerInnen als auch an Fortgeschrittene, die ihre Kenntnisse über den Vogelgesang verbessern wollen. Wir wünschen viel Freude beim Vogelkonzert! 

> Mehr zu den Rufen und Gesängen
> Bird-Song zum Üben von Vogelstimmen