In Auengiebten, wie hier am Klingnauer Stausee, finden Vögel ein reiches Angebot an beerentragenden Sträuchern. Im Spätsommer und Herbst fressen Zugvögel wie Grasmücken, Zilpzalp oder Neuntöter die energiereichen Früchte, um sich Fettreserven für ihre Reise in den Süden anzulegen. Wenn der Winter Einzug hält und Insekten kaum mehr zu finden sind, bleiben die Früchte an vielen Sträuchern hängen. Dies ist eine wertvolle Nahrungsquelle für jene Vogelarten, die über den Winter bei uns bleiben. So tragen Wildfrüchte wesentlich dazu bei, dass sowohl Stand- als auch Zugvögel ausreichend Energie finden, um überleben können.
Das Pfaffenhütchen
Mit seinen auffallend rosa Früchten, die beim Aufspringen orange Samen zeigen, ist das Gemeine Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) ein farbenfroher Blickfang in den Auen. Der Strauch erreicht eine Höhe von etwa zwei bis vier Metern und zeichnet sich durch seine knorrigen Äste und herzförmigen Blätter aus. Im Frühjahr trägt er unscheinbare grünlich-gelbe Blüten, aus denen sich im Spätsommer die charakteristischen Früchte entwickeln. Die Fruchtzeit reicht in der Regel von September bis Oktober, wobei viele Früchte auch im Winter noch am Strauch hängen bleiben. Der Name «Pfaffenhütchen» leitet sich von der markanten Form der Früchte ab, die an die alten, viereckigen Hüte katholischer Geistlicher – sogenannte Pfaffenhüte – erinnern. Für den Menschen ist die ganze Pflanze giftig. Doch einige Vogelarten nutzen sie als wertvolle Energiequelle im Winter, wenn andere Nahrung knapp wird. Finken beispielsweise können die harten orangen Samen mit ihren starken Schnäbeln knacken, wenn der Nahrungsdruck gross wird.
Die Berberitze
Ein weiterer wichtiger Nahrungs- und Lebensraumspender ist die Gemeine Berberitze (Berberis vulgaris). Dieser stachelige Strauch wird etwa zwei bis drei Meter hoch und fällt im Spätsommer besonders durch seine leuchtend roten Beeren auf. Diese sind länglich geformt und matt. Die kleinen, säuerlichen Früchte reifen typischerweise von August bis Oktober und hängen oft noch lange am Strauch, wenn andere Nahrungsquellen bereits knapp werden. Für Vögel wie Amseln, Rotkehlchen und Wacholderdrosseln sind die Beeren eine willkommene Energiequelle im Herbst und frühen Winter. Zusätzlich bieten die dichten, dornigen Äste Schutz vor Fressfeinden und rauem Wetter, wodurch die Berberitze nicht nur als Futterquelle, sondern auch als sicherer Rückzugsort in den Auenlandschaften des Aargaus dient.

Pfaffenhütchen. Foto: Florence Rüegger. Berberitzen. Foto: Petra Zajec.
Es lohnt sich also einheimische Sträucher und Hecken im Garten anzupflanzen. Unsere einheimischen Arten bieten nicht nur schöne Farbtupfer im Herbst, sie dienen vielen Vogelarten als essentielle Lebensgrundlage.
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