In den warmen Monaten sind die blütenreichen Lebensräume von Schmetterlingen belebt. Mit dem Wintereinbruch verschwinden jedoch die meisten Insekten aus der Luft. Denn im Winter sind die Bedingungen zu kalt und die Nahrungsgrundlage kaum vorhanden. Doch welche Strategien haben Schmetterlinge, um die kalte Jahreszeit zu überstehen?
Der Zitronenfalter
Insekten sind wechselwarme Tiere. Ihre Körpertemperatur können sie nicht selbst regulieren, sondern sie wird durch die Aussentemperatur bestimmt. Viele Arten verbringen die kalten Monate daher in Winterstarre – so auch die meisten Schmetterlingsarten, die als Puppe, Raupe oder Ei überwintern.
Der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) gehört jedoch zu den wenigen Arten, die nicht auf einen frostgeschützten Überwinterungsplatz angewiesen sind. Er übersteht sogar Temperaturen von bis zu –20 °C und verbringt den Winter teilweise von Frost und Schnee bedeckt. Möglich wird dies durch ein natürliches „Frostschutzmittel“, das aus Eiweissen, Sorbitol und Glyzerin in der Körperflüssigkeit besteht. Steigen die Temperaturen im Frühling wieder, erwacht der Zitronenfalter aus seiner Winterstarre, paart sich und legt seine Eier ab. Dadurch hat er den Vorteil, sich noch vor der grossen Rückkehr der Zugvögel fortpflanzen zu können – was die Überlebenschancen seiner Nachkommen erhöht.
Der Distelfalter
Distelfalter (Vanessa cardui) gehören zu den sogenannten Wanderfaltern. Im Gegensatz zum Zitronenfalter vertragen sie keinen Frost. Daher verbringen sie den Winter nicht in Mitteleuropa, sondern im nördlichen Afrika. Über mehrere Generationen hinweg wandern Distelfalter von dort aus im Frühling bis nach Skandinavien und mit dem Wintereinbruch in Europa wieder zurück. Anders als bei den Zugvögeln erlebt ein Individuum jedoch nicht die gesamte Reise; sie wird in mehreren Etappen jeweils von einer neuen Generation fortgesetzt. Die Zugroute ist vermutlich genetisch vorbestimmt.
Diese Schmetterlingsart ernährt sich hauptsächlich von Disteln, ist jedoch nicht sehr wählerisch und nutzt auch andere Pflanzenarten als Nahrungsgrundlage. Diese Flexibilität ermöglicht ihr das grosse Spektrum an Lebensräumen über verschiedene Breitengrade hinweg.

Zitronenfalter. Foto: Albert Krebs. Distelfalter. Foto: Albert Krebs.
Wer Schmetterlingen im eigenen Garten oder rund ums Haus das Überwintern erleichtern möchte, kann mit einfachen Massnahmen viel bewirken. Viele Schmetterlingsarten benötigen geschützte Orte wie Laubhaufen, trockene Pflanzenstängel, Hecken oder Ritzen in Holz und Mauerwerk. Deshalb sollte man den Garten im Herbst im besten Fall nicht oder nur wenig aufräumen. Denn stehen gelassene Stauden, Laub unter Sträuchern oder ein kleiner Holz- und Asthaufen bieten wertvolle Verstecke für Puppen und Raupen. Auch im Haus können sich überwinternde Falter in kühlen, ungeheizten Räumen oder in Gartenhäuschen niederlassen. Wichtig ist, sie dort ungestört zu lassen und keine abrupten Temperaturwechsel zu verursachen. Wer zudem heimische Wildpflanzen fördert, unterstützt die Schmetterlinge nicht nur im Winter, sondern schafft auch im Frühling und Sommer wertvolle Nahrung für die nächsten Generationen.
> Hier gehts zu weiteren Informationen, wie man den Tieren das Überwintern erleichtern kann.
