Grosse Heidelibelle

Endspurt bei den Libellen

30.08.2024

Im Flug, tauchend, allein oder im Tandem: Bei den Libellen gibt es ganz unterschiedliche Strategien, wie sie ihre Eier ablegen. Allen gemeinsam ist, dass es vor dem Winter geschehen muss. 

Die ersten Nebelschwaden, die roten Früchte an den Sträuchern und die ziehenden Vögel zeigen es: Der Herbst naht. Das bedeutet nicht nur eine großes Veränderung bei den Vogelarten, auch bei den Libellen verändert sich nun die Artenzusammensetzung. Frühe Arten wie der Spitzenfleck oder die Frühe Adonislibelle sind verschwunden, dafür tauchen immer mehr Herbstarten auf. So kann man jetzt verschiedene Heidelibellen, die Westliche Weidenjungfer oder die Herbst-Mosaikjungfer beobachten. Sie alle müssen sich noch vor dem ersten Frost fortpflanzen und ihre Eier ablegen, um den Fortbestand der Art zu sichern. Bei der Eiablage gibt es aber einen ganze Reihe von unterschiedlichen Strategien. 

Das Ei muss ins Wasser

Libellen überwintern grundsätzlich als Ei oder als Larve. Es gibt viele verschiedene Orte, an denen eine Libelle ihre Eier ablegen kann. Mosaikjungfern setzen sich auf schwimmende oder ufernahe Pflanzenteile wie Schilf oder Totholz und stechen ihre Eier in das Pflanzenmaterial von stehenden Gewässern. Im Gegensatz dazu legen die Weibchen der Großen Heidelibelle und des Großen Blaupfeils ihre Eier allein und im Flug direkt ins Wasser ab. Die Gemeine und die Blutrote Heidelibelle legen ihre Eier ebenfalls im Flug ab, aber Männchen und Weibchen sind bei der Eiablage noch in der Tandem-Stellung aneinander gekoppelt. Das Tandem entsteht vor der Paarung, indem das Männchen das Weibchen mit seinen Hinterleibsanhängen am Nacken festhält. Dann beugt das Weibchen seinen Hinterleib nach vorne und heftet ihre Geschlechtsöffnung an die des Männchens. Dadurch entsteht das sogenannte Paarungsrad. Bei vielen Arten lässt das Männchen das Weibchen nach der Paarung wieder los. Bei anderen Arten hält das Männchen das Weibchen auch während der Eiablage fest, um Paarungen mit anderen Männchen zu verhindern. 

Auch bei den Kleinlibellen gibt es Arten, die ihre Eier in Pflanzenteile einstechen. Einige Arten können dabei sogar abtauchen, zum Beispiel die Prachtlibellen. Sie nutzen Pflanzen unterhalb der Wasseroberfläche zur Eiablage. Die Gebänderte Prachtlibelle kann dabei 45 Minuten lang unter Wasser bleiben, die Blauflüglige Prachtlibelle sogar bis zu 90 Minuten! Auch das Kleine Granatauge gehört zu den Arten, die ihre Eier unter Wasser ablegen. Pechlibellen hingegen begnügen sich mit schwimmenden oder ufernahen Pflanzenteilen, wenn nicht sogar mit Erde und Schlamm. Auch die Gemeine Winterlibelle legt ihre Eier in schwimmende, abgestorbene Pflanzenteile ab, allerdings nicht jetzt im Herbst, sondern meist im Frühling. Trotzdem sieht man bis spät in den Herbst hinein Winterlibellen an den Gewässern denn sie ist die einzige Libelle bei uns, die als Imago überwintert. Die Individuen, die im Herbst zu sehen sind, sind also bereits die Nachkommen der Individuen, die im letzten Frühling ihre Eier abgelegt haben. 

Grünschenkel   Grosser Brachvogel
Paarungsrad der Herbst-Mosaikjungfer                             Tandem der Winterlibelle

Weide statt Wasser

Ein einzigartiges Verhalten zeigt die Westliche Weidenjungfer: Sie ist die einzige Libelle, die ihre Eier nicht ins Wasser oder Wasserpflanzen legt, sondern mithilfe eines sogenannten Legebohrers in die Rinde von Weiden sticht. Diese Einstichstellen sind lange Zeit zu sehen und dienen als Hinweis auf die Fortpflanzung an einem Gewässern. Die Weidenjungfer nutzt dafürWeiden, die in der Nähe von oder über Gewässern liegen, damit die Larven nach dem Schlüpfen ins Wasser plumpsen oder zumindest keinen weiten Weg zurücklegen müssen.

> Mehr über die Arten, Lebensräume und Schutz der Libellen
> Libellen der Schweiz (BirdLife Feldführer)