Eichelhäher

Vorsorgen für den Winter

24.10.2024

Jetzt, wo die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, bereiten sich einige Tiere intensiv auf den kommenden Winter vor. Denn wer genug Nahrung haben möchte, muss vorsorgen! 

Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, müssen sich die Tiere auf den Winter vorbereiten. Viele Vögel ziehen in wärmere Regionen, einige Säugetiere machen einen Winterschlaf und Wechselwarme Tiere wie die Ringelnatter fallen in eine Kältestarre. Wer aber aktiv bleibt, muss schauen, wie er im Winter an genügend Nahrung kommt. Das Zauberwort für viele Arten heisst: Horten! Horten bedeutet nichts anderes, als dass die Tiere jetzt im Herbst einen Nahrungsvorrat anlegen. Einige Arten sind dabei besonders clever: Sie sammeln nicht nur Winternahrung, sondern verstecken sie auch noch. Im Laufe des Winters werden dann diese Vorräte geplündert, wenn andere Nahrung knapp wird. 

Streuen oder Bunkern 

Beim Horten unterscheidet man grundsätzlich zwei Strategien: Beim Streuhorten verstecken die Tiere kleine Mengen an Nahrung an vielen verschiedenen Stellen. Dies macht zum Beispiel der Eichelhäher. Bei der Vorratshaltung hingegen legen sie an einem Ort einen grossen Vorrat an. Für diese Strategie steht das Eichhörnchen. Wie immer, hat jede Strategie ihre Vor- und Nachteile. Wer seinen Vorrat verstreut hortet hat ein kleineres Risiko, dass sein Vorrat von einem anderen Individuum geplündert wird. Der Nachteil ist, dass man sich alle Verstecke merken muss und am Ende meist ein paar vergessen gehen. Wer hingegen den gesamten Vorrat an einem Ort einlagert, hat immer einen einfachen Zugang dazu. Dafür muss er seinen Vorrat gegen Diebe verteidigen, was wertvolle Zeit und Energie raubt. 

Welche Tiere horten?

Einer der bekanntesten Vorratshalter ist sicherlich das Eichhörnchen. Zu ihren Lieblingsspeisen gehören Haselnüsse, Eiebensamen und die Samen von Kiefern-, Fichten- und Lärchenzapfen. Ein einziges Eichhörnchen kann die Samen von bis zu 20'000 Zapfen in einem Jahr verzehren! Ein weiterer Vorratshalter ist die Waldmaus. Sie sammelt im Herbst Beeren, Samen und Nüsse und lagert diese in unterirdischen Höhlen oder in alten Vogelnestern ein. Ein ausgeprägter Instinkt treibt sie dazu, beeindruckende Vorräte mit hunderten von Nüssen anzulegen. 

Zu den bekanntesten Streuhortern gehören der Eichelhäher und der Tannenhäher: Sie verstecken insbesondere Eicheln respektive Arvennüsschen verteilt über ihr ganzes Revier. Weniger bekannt ist, dass auch Elstern Nahrung horten. Dabei verstecken sie ihre Nahrung auf dem Boden, unter Pflanzen oder anderen Gegenständen und manchmal auch in Bäumen. Als Generalisten ernähren sie sich von ganz unterschiedlichen Sachen pflanzlichen wie auch tierischen Ursprungs. Besonders ist zudem, dass sie nicht nur für den Winter, sondern das ganze Jahr über Nahrung horten, im Herbst einfach verstärkt. 

Etwas überraschend ist, dass auch Biber Vorräte für den Winter anlegen können, insbesondere in nördlichen Regionen, wo die Gewässer oft zufrieren. Weil ihre Mobilität durch das Eis eingeschränkt wird, sammeln sie im Herbst bereits Zweige (zum Beispiel von gefällten Bäumen) und bilden damit einen Haufen unter Wasser und in der Nähe ihres Wohnbaus. Einen solchen Asthaufen haben die Solenbach-Biber vor zwei Jahren sogar im Teich auf unserem Erlebnispfad angelegt. Friert das Gewässer zu, dient dann dieser Astvorrat als Hauptnahrungsquelle. 

Eichhörnchen   Biber

Ein Bonus für Pflanzen 

Streuhorten ist übrigens nicht nur gut für die Tiere, sondern auch für die Pflanzen. In der Regel werden nämlich nicht alle versteckte Eicheln und Nüsse bis Ende des Winters gefunden. Dadurch können aus den verbliebenen Samen neue Keimlinge spriessen, was zur Verbreitung dieser Pflanzen beiträgt. Ganz speziell gilt dies für den Tannenhäher: Er ist auf die Samen der Arve spezialisiert und legt jeden Herbst einen Vorrat von Tausenden Samen an. Studien zeigen, dass sie bis zu 80% der versteckten Vorräte auch wieder finden – eine unglaubliche kognitive Leistung! Aus den restlichen 20% der Samen können jedoch neue Larven wachsen. So trägt der Tannenhäher massgeblich zur Verjüngung und Verbreitung der Arve bei.