Magerwiesen sind mehr als nur bunte Blumenwiesen: Sie bieten Lebensraum für Insekten, Vögel und seltene Pflanzenarten. Im Gegensatz zu intensiv genutzten Flächen kommen sie mit wenig Nährstoffen aus – genau das macht sie so vielfältig.
Nur dort, wo nicht gedüngt und selten gemäht wird, können konkurrenzschwache Arten gedeihen. Wenig Nährstoffe und Wasser bedeutet zwar Stress für die Pflanzen, doch gerade das verringert die Konkurrenz zwischen den Arten und schafft Raum für eine grössere Vielfalt. Deshalb gilt: Je nährstoffarmer und trockener der Boden, umso grösser ist die Artenvielfalt. Je nach Feuchte und Nährstoffgehalt unterscheidet man unterschiedliche Magerwiesen-Typen, zum Beispiel Riedwiesen, Fromentalwiesen oder Trockenwiesen. Die grösste Vielfalt findet man in Trockenwiesen, wo bis zu 60 unterschiedliche Pflanzenarten vorkommen. Im Vergleich dazu findet man in Fettwiesen nur selten mehr als 10 Arten.
Auch bei uns auf dem Erlebnispfad wurde im Zuge der Renaturierung im Jahr 2019 eine Magerwiese angelegt. Im Mai und Juni entfaltet sie ihre volle Blütenpracht, wobei immer wieder unterschiedliche Arten blühen. Momentan blühen die Feld-Witwenblume (Knautia arvensis), der Wiesen-Pippau (Crepis biennis), der Wiesen-Bocksbart (Tragopon pratensis), der Echte Wundklee (Anthyllis vulneraria) oder auch der Grosse Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis). Diese sind für spezialisierte Insektenarten überlebenswichtig. Beispielsweise legt der Wiesenknopf-Ameisenbläuling seine Eier in der Blüte des Wiesenknopfs ab. Die Witwenblume dient seltenen Wildbienenarten als Nahrungsquelle.
Feld-Witwenblume Echter Wundklee
Die richtige Pflege
Die farbenfrohen Blüten der Magerwiesen sind nicht nur schön anzusehen, sondern bilden die Grundlage für das Überleben zahlreicher Wildbienen-, Hummel- und Schmetterlingsarten, aber auch Käfern und Heuschrecken. Damit diese Insekten genügend Nahrung, Rückzugsorte und Brutplätze finden, ist eine naturnahe Pflege der Magerwiesen entscheidend.
Statt einer häufigen Mahd alle paar Wochen – wie sie auf landwirtschaftlich genutzten Flächen und auch in vielen Gärten üblich ist – sollten Magerwiesen nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden. Zudem empfiehlt sich eine schonende Mahd per Sense oder Balkenmäher. Diese Geräte schneiden die Pflanzen einfach einige Zentimeter über dem Boden ab. Im Gegensatz dazu zerhäckseln übliche Rasen- oder Fadenmähern die Pflanzen und damit auch alle Insekten, die sich noch darauf befinden. Die erste Mahd sollte frühestens Mitte bis Ende Juni erfolgen, in höheren Lagen sogar noch später. Zu diesem Zeitpunkt haben viele Pflanzen bereits Samen ausgebildet, und zahlreiche Insektenarten konnten sich entwickeln. Zudem sollte das Schnittgut nach dem Mähen einige Tage auf der Fläche liegen gelassen werden. So können sich Kleintiere zurückziehen und die Samen der Pflanzen können nachreifen und sich verteilen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: Eine Magerwiese sollte nie auf einmal vollständig gemäht werden. Je nach Grösse sollten ein oder mehrere sogenannte Rückzugsstreifen unberührt blieben. Oder die Wiese wird sogar in mehreren Etappen gemäht. Dadurch bleibt immer ein Teil der Wiese stehen und dient den Insekten weiterhin als Rückzugsort.
Wer also eine Magerwiese anlegt und pflegt, leistet einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Biodiversität. Eine Magerwiese gibt ausserdem weniger zu tun, denn sie muss nicht so oft gemäht werden. BirdLife Schweiz bietet zur Pflege von Magerwiesen und weiteren Kleinstrutkuren umfangreiche Informationen an. Diese finden Sie bei uns im Naturzentrum oder auf der Webseite von BirdLife Schweiz. Viel Spass bei der Pflege und beim Beobachten der Blumen, Schmetterlinge und Wildbienen!
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