Feuerlibelle ruhend

Die edlen Jäger am Teich

13.06.2025

Wenn die Sonne scheint, beginnt die Flugzeit der Libellen. In Feuchtgebieten, an Teichen und Gewässerufern lassen sich jetzt wieder zahlreiche Arten beobachten. Aktuell sind beim grossen Teich auf dem Erlebnispfad sowohl die Feuerlibelle als auch die Keilfleck-Mosaikjungfer zu sehen.

Libellen besiedeln eine Vielzahl naturnaher Gewässer, wobei jede Art eigene Ansprüche an Standort, Vegetation und Gewässertyp stellt. Am Klingnauer Stausee und den umliegenden Auengebieten ist die Auswahl an verschiedenen Gewässertypen besonders gross. Deshalb ist die Region der Libellen-Hotspot des Kantons Aargau: 41 der 72 in der Schweiz heimischen Libellenarten kommen hier vor. Auch auf unserem Erlebnispfad wurde bei der Renaturierung darauf geachtet, dass verschiedene Gewässer entstehen. Der Teich neben dem Naturzentrum ist flach, sonnig, und mit wenige Vegetation bewachsen. Hier kommen Pioniertarten wie der Südliche Blaupfeil vor. Der Teich beim Hide ist hingegen tiefer und von Grundwasser gespien. Er ist mittlerweile stark bewachsen mit Wasserpflanzen und Schilf – ideale Bedingungen für die Fortpflanzung der Feuerlibelle (Crocothermis erythraea) und der Keilfleck-Mosaikjungfer (Aeshna isoceles).

Beide Arten gehören zu den Grosslibellen. Man unterscheidet Grosslibellen von Kleinlibellen nicht primär an der Grösse, sondern anhand bestimmter Körpermerkmale. Grosslibellen wie die Keilfleck-Mosaikjungfer können ihre Flügel in Ruhestellung nicht anlegen und ihre grossen Augen berühren sich auf dem Kopf. Kleinlibellen, zum Beispiel die Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella), besitzen einen gleichmässig dünnen Hinterleib und klappen ihre Flügel im Sitzen zusammen. Ihre Augen sind seitlich am Kopf angeordnet und berühren sich nicht. 

Keilfleck-Mosaikjungfer   Hufeisen-Azurjungfern im Tandem
Keilfleck-Mosaikjungfer (Grosslibelle).                                Hufeisen-Azurjungfern (Kleinlibelle). 
Foto: Andreas Eichler, wikicommons.                                  Foto: Petra Zajec.

Die männliche Feuerlibelle ist, wie der Name verrät, feuerrot. Von anderen roten Grosslibellen lässt sie sich dadurch unterscheiden, dass ihr gesamter Körper – inklusive Beine – gleichmässig rot gefärbt ist. Weibchen und unreife Männchen sind hingegen gelblich gefärbt. Die Feuerlibelle setzt sich gerne auf sonnige Plätze. Dabei sind ihre Flügel, wie bei allen Grosslibellen, ausgebreitet, hängen jedoch leicht nach unten.
Die Keilfleck-Mosaikjungfer hingegen ruht nur selten. Ihr Körper ist unauffällig braunrot, aber dank ihrer grellgrünen Augen lässt sie sich auch im Flug gut bestimmen. Ihren Namen verdankt sie einem keilförmigen, gelben Fleck hinter der Flügelbasis.

Grosslibellen sind hochspezialisierte Jäger. Ihre Facettenaugen ermöglichen es ihnen, blitzschnelle Bewegungen wahrzunehmen – ein klarer Vorteil im Flug. Zudem beherrschen sie die Fähigkeit des Schwebens und sogar Rückwärtsfliegens. Denn ihre vier Flügel bewegen sie unabhängig voneinander. So fangen sie ihre Beute im Flug mit den Beinen.

Was wir als Libelle sehen, ist das adulte Tier, das sogenannte Imago. Doch das ist nur ein kurzer Lebensabschnitt: Bis zu fünf Jahre verbringen Libellen als Larven in Gewässern. Auch dort sind sie erfolgreiche Jäger. Mit ihrer sogenannten «Fangmaske», einem blitzschnellen Fangapparat unter dem Kopf, schnappen sie nach kleinen Fischen, Insektenlarven und Kaulquappen. Die Entwicklung zur fliegenden Libelle ist somit der Abschluss eines langen, verborgenen Lebensabschnitts und zugleich der Beginn eines kurzen, aber spektakulären Schauspiels in der Luft.

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