Kraftwerk Klingnau

Umstrittenes Bauwerk

Ohne den Bau des Aarekraftwerks Klingnau gäbe es heute keinen Klingnauer Stausee. Der Bau des Kraftwerks war jedoch nicht unumstritten. 

Alles Begann mit der Idee, ein kleines Kanal-Kraftwerk bei Klingnau zu errichten. Studien ergaben jedoch, dass es zweckmässiger sei, etwa 400 Meter oberhalb der Eisenbahnbrücke Koblenz-Felsenau ein Wehr zu bauen. Also wurde der ursprüngliche Plan geändert, was jedoch heftige Diskussionen auslöste. Der Widerstand ging hauptsächlich von konkurrierenden Energieproduzenten und Naturschützern aus. Vor allem wurde ein neues Kraftwerk als unnötig betrachtet, da der Energiebedarf in der Region fast vollständig gedeckt war. Zudem wurde befürchtet, dass die Gegend biologisch verarmen würde. Doch der Kanton Aargau blieb standhaft und gab den Bau des Kraftwerks in Auftrag. 

Am 17. September 1929 wurde die Gesellschaft Aarewerke AG gegründet und im Herbst 1931 starteten die ersten Tiefbauarbeiten. Nach knapp vier Jahren Bauzeit und einem Kostenaufwand von rund 41 Millionen Franken nahm das Kraftwerk am 7. Juli 1935 den Betrieb auf. Mit dem Bau des Kraftwerks konnte in der damaligen Krisenzeit ein willkommener Beitrag zur Arbeitsbeschaffung geleistet werden. Auch der Energiebedarf stieg mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und der Stausee entwickelte sich zu einem bedeutenden Biotop für Wasservögel. Den Winter 1938/1939 verbrachten bereits über 6'000 Enten am Klingnauer Stausee. Mit der Verlandung hat er sich zudem zu einem wichtigen Rastplatz für Watvögel entwickelt. Heute geniesst der Klingnauer Stausee unter den Ornithologen einen besonderen Stellenwert. Diese positive Entwicklung darf jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass eine wertvolle Auenlandschaft unwiederbringlich zerstört wurde. 

Im Zuge einer Neukonzessionierung wurden 2012 die Rechte für den Betrieb des Kraftwerks Klingnau neu vergeben. Dabei erhielten zwei Unternehmen den Zuschlag: die Aargauischen Elektrizitätswerke AEW und die Axpo AG. Daraus entstand die Aktiengesellschaft Aarekraftwerk Klingnau, die das Kraftwerk in den nächsten 60 Jahre weiter betreiben darf. Im Gegenzug zur neuen Konzession müssen die Betreiber diverse ökologische Ausgleichsmassnahmen umsetzen und finanzieren. Dazu gehören die Revitalisierung der Entwässerungskanäle, Nisthilfen für Uferschwalben und Flussseeschwalben oder der Bau von Beobachtungsplattformen. Alle Arbeiten müssen bis Ende 2022 abgeschlossen werden. 

Technische Daten 

Eigentümerin:    Aarekraftwerk Klingnau AG
Kraftwerktyp:     Flusskraftwerk
Nutzgefälle:       maximal 7,5 Meter
Durchfluss:        650 m3 pro Sekunde
Leistung:           230 Millionen kWh pro Jahr 
Turbinen:           3 Kaplanturbinen zu je 14,3 mW
Höhe Stausee:  318,40 Meter über Meer