Am Flachteich lässt sich derzeit eine kleine Besonderheit beobachten: Immer häufiger wird dort eine fast schwarze Schlange gesichtet. Dabei handelt es sich um einen sogenannten «Schwärzling» der Ringelnatter. Trotz der dunklen Färbung erkennt man die hellen, halbmondförmigen Flecken am Kopf.
Die Ringelnatter (Natrix natrix) ist eine einheimische, vollkommen harmlose Schlange. Sie erreicht in der Regel eine Länge von 70 bis 95 Zentimetern, Weibchen können sogar bis zu 130 Zentimeter lang werden. Ihr Schuppenkleid variiert von hellgrau bis dunkelgrau und ist meist von dunklen Fleckenreihen durchzogen. Typisch sind die auffälligen gelben bis weissen Nackenflecken in Form kleiner Halbmonde. Sie hat einen grossen Kopf, der sich deutlich vom Körper abhebt, und grosse Kopfschilde. Die Pupillen ihrer Augen sind rund, und ihre Rückenschuppen sind gekielt. Ringelnattern bevorzugen Lebensräume in Gewässernähe: Teiche, Flussläufe oder Feuchtgebiete bieten ideale Bedingungen, da ihre Nahrung hauptsächlich aus Amphibien und gelegentlich aus Fischen besteht. Entsprechend sind Ringelnattern ausgezeichnete Schwimmerinnen. Obwohl sie für den Menschen völlig ungefährlich sind, verfügen Ringelnattern über ein beeindruckendes Repertoire an Abwehrstrategien: Sie zischen laut, täuschen Scheinangriffe vor oder stellen sich tot, indem sie sich auf den Rücken drehen und die Zunge heraushängen lassen.
Was sind «Schwärzlinge»?
Als «Schwärzlinge» bezeichnet man Individuen, die aufgrund einer verstärkten Einlagerung des Pigments Melanin ihre arttypische Färbung verlieren und überwiegend schwarz erscheinen. Dieses Phänomen heisst Melanismus und tritt nicht nur bei Ringelnattern auf: Auch der sogenannte Schwarze Panther – ein melanistischer Jaguar oder Leopard – sowie manche Eichhörnchen zeigen diese Erscheinung. Melanismus bei Schlangen wird vor allem in Regionen beobachtet, die dicht bewachsen oder feucht sind, sowie in kühleren Gegenden oder bei starker Sonneneinstrahlung. Neben Umweltfaktoren spielen auch genetische Einflüsse eine Rolle: Manche Schlangenarten haben eine vererbte Neigung zu stärkerer Pigmentierung.
Vorteile und Risiken des Melanismus
Dunkle Schuppen absorbieren Sonnenwärme schneller als helle. Das bedeutet: «Schwärzlinge» müssen weniger lang sonnenbaden, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Auch der bessere Schutz vor UV-Strahlung ist in höheren Lagen oder bei intensiver Sonne ein Vorteil. Eine Langzeitstudie aus Polen (Bury et al. 2022) zeigte, dass melanistische Ringelnattern in Jahren mit warmen Frühlingen und milden Wintern seltener auftreten. Dies deutet darauf hin, dass klimatische Bedingungen die Häufigkeit von «Schwärzlingen» in einer Population beeinflussen können. Doch der Melanismus birgt auch Nachteile: In schattigen und bewaldeten Gebieten sind dunkle Tiere gut getarnt, in offenen und hellen Landschaften hingegen finden sie die Beutegreifern leichter.
Quelle: Bury, S., Kolanek, A., Chylarecki, P. et al. (2022): Climatic conditions and prevalence of melanistic snakes—contrasting effects of warm springs and mild winters. Int J Biometeorol 66, 1329–1338