Der Erlebnispfad des BirdLife-Naturzentrums Klingnauer Stausee ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie durch gezielte Pflege Lebensräume erhalten und dadurch die Biodiversität gefördert werden kann.
Wenn die Blütezeit zu Ende geht, die Blätter sich verfärben, die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, beginnen die Pflegearbeiten auf dem Erlebnispfad.
Grünflächen
Das Schilf, das sich auf der trockenen Magerwiese ausgebreitet hat, wurde entfernt, um den Charakter der Wiese zu erhalten. Auch die Schösslinge von Gehölzen wie Weide und Erle wurden gejätet, um eine Verbuschung der Wiese zu verhindern. Teile der Wiesenflächen wurden im Sommer in unterschiedlichen Abschnitten mit der Sense gemäht. So ist ein kleinflächiges Mosaik aus unterschiedlich hohen Wiesen entstanden. Das Schnittgut blieb einige Tage zum Trocknen und Versamen liegen, bevor es zum Aufschichten des Eiablageplatzes für die Ringelnatter genutzt wurde. Ende Oktober wird die Wiese dann ein letztes Mal für dieses Jahr gemäht. Dabei werden rund 10 % der Fläche als Altgrasstreifen stehen gelassen. Diese dienen vor allem Insekten und Vögeln als Unterschlupf und Nahrungsquelle.
Auch die Ruderalfläche wird im Oktober aufgewertet: Ein Teil des Kieses, in dem sich Humus angereichert hat, wird entfernt und neuer Kies wird in die Ruderalfläche eingebracht, um den Charakter dieses nährstoffarmen Trockenstandorts zu bewahren. So können im Sommer unter anderem wieder Natternköpfe wachsen, die wichtige Nahrungspflanzen für bestimmte Wildbienen sind. Der restliche Teil der Ruderalfläche wird so belassen. Denn die Samen der Stauden dienen beispielsweise dem Stieglitz als Nahrung und ihre vertrockneten Stängel bieten Insekten ein Winterquartier.
Wilde Karde Wildbienen-Rakete
Gewässerpflege
Entlang des Solebachs wurden bereits das Schilf und die Wasserpflanzen stellenweise zurückgeschnitten und ausgerissen, um offene Wasserstellen zu schaffen. Diese sind für bestimmte Libellenarten, wie die Gebänderte Prachtlibelle, wichtig. Offene Stellen machen das Gewässer zugänglicher und die Sonne kann das Wasser besser erwärmen, was der Entwicklung der Larven zugutekommt. Auch an den Teichen des Erlebnispfads wurde ein Teil des Schilfs geschnitten und das Wasserpflanzen entfernt. Die entnommenen Pflanzenteile blieben zwei Tage neben den Teichen liegen, damit die sich darin befindenden Wassertiere wieder ins Wasser zurückziehen konnten. Als Abschluss werden dann beim grossen Teich die Sitzwarten für den Eisvogel wieder neu gesteckt. So sind die Eisvögel auch im kommenden Jahr wieder gut aus dem Hide sichtbar.
Heckenpflege
Ab Mitte November werden die Hecken auf dem Erlebnispfad gepflegt. Dabei sollen vor allem Dornen- und Beerensträucher gefördert werden, da diese eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel während der Wintermonate bieten. Ein Teil des Schnittguts der Gehölzpflege wird zur Ergänzung und Neuanlage von Asthaufen genutzt. Aus den Holunder- und Brombeerzweigen werden neue Wildbienenraketen gebunden. Diese dienen den Wildbienen, welche ihre Eier in markhaltige Stängel ablegen, als Nisthilfe.
Die Vielfalt auf dem Erlebnispfad zeigt, wie wichtig kontinuierliche Pflege für den Erhalt von Lebensräumen ist. Durch diese Arbeit entsteht eine Oase der Vielfalt, von der nicht nur Tier- und Pflanzenarten profitieren, sondern auch Besuchende. Sie können die Schönheit und Vielfalt der Auen erleben und sich inspirieren lassen. BirdLife Schweiz bietet zur Pflege von Magerwiesen, Gewässern und weiteren Kleinstrukturen umfangreiche Informationen an. Diese finden Sie bei uns im Naturzentrum oder auf der Webseite von BirdLife Schweiz.
> Informationsbroschüre «Differenzierte Pflege»
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