Schilf

Schilf: Lebensraum und Herausforderung

22.07.2024

Schilf kann grosse Bestände bilden, die sich entlang von Seeufern und in Stillgewässern ausbreiten. Diese ausgedehnten Schilfflächen bieten zahlreichen Tieren einen Lebensraum. Durch die vielseitigen Verbreitungsstrategien des Schilfs kann die Pflanze jedoch auch zur Herausforderung werden.

Rund um den Klingnauer Stausee und auf dem Erlebnispfad wächst das Schilfrohr (Phragmites australis). Es gehört zur Familie der Süßgräser (Poacea) und ist die am schnellsten wachsende einheimische Pflanzenart. Eine Pflanze kann bis zu vier Meter hoch werden, und das bei einem Stängeldurchmesser von nur einem bis zwei Zentimetern! Schilf wächst hauptsächlich im oder am Wasser und erträgt auch stark wechselnde Wasserstände.

Rasante Verbreitung

Neben der Verbreitung über Samen kann sich das Schilfrohr auch über Rhizome und Ausläufer ausbreiten. Auch die Ausläufer können mehrere Meter lang werden, wobei alle paar Zentimeter ein neues Schilf zu wachsen beginnt. So ist es möglich, dass ganze Schilfbestände aus einer einzigen Pflanze bestehen oder aus ihr hervorgegangen sind. Einige Pflanzen werden auf ein Alter von etwa 8'000 Jahren geschätzt. Zudem breitet sich Schilf, wenn einmal vorhanden, rasant aus. So sind auch die gesamten Schilfbestände am Klingnauer Stausee erst in den letzten rund 50 Jahren gewachsen. Wie auf alten Aufnahmen zu sehen ist, gab es noch in den 60er Jahre keine Schilfinseln. Schilfrohr beschleunigt zudem die Verschlammung und den Nährstoffeintrag in Gewässern. Vor allem bei kleinen Gewässern kann dies problematisch sein. Auf unserem Erlebnispfad zum Beispiel entfernen wir jedes Jahr einen Teil des Schilfs, das in den Tümpeln und am Bach wächst, um die Verlandung der Gewässer zu verhindern. Wenn Sie Schilfrohr entfernen wollen, sollten Sie nach Möglichkeit auch das Rhizom ausgraben, da es sonst einfach wieder austreiben wird.

Nutzen und Schaden

Schilfbestände bieten vielen Vögeln wie der Zwergdommel, dem Rohrschwirl oder der Rohrweihe Unterschlupf und Nahrung. Der grosse Schilfgürtel am Klingnauer Stausee ist somit mit dafür verantwortlich, dass hier über 300 verschiedenen Vogelarten nachgewiesen wurden. Auch zahlreiche andere Tiere wie Wildschweine oder die Raupen der Schilfeule profitieren davon. Der Mensch kann die jungen Triebe des Schilfs als Gemüse nutzen – und auch der Biber nagt gerne mal daran. Doch sogar im Stausee muss dem Schilf einhält geboten werden, da ansonsten die gesamte Flachwasserzone zuwachsen würde.

Viel dramatischer zeigt sich die Situation in Gebieten, wo Schilf nicht heimisch ist. In Nordamerika gilt es als invasive Pflanze und verdrängt die einheimischen Feuchtgebietspflanzen. Es ist ein weiteres Beispiel für eine Pflanze, die in ihrem ursprünglichen Ökosystem wichtig ist, in anderen jedoch massive Schäden verursacht. Schilf ist besonders problematisch, weil es sich über Samen und vegetativ ausbreitet und darum nur sehr schwer zu bekämpfen ist. In Nordamerika wird empfohlen, Werkzeuge und sogar die Kleidung nach dem Entfernen von Schilf gründlich zu reinigen.

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