Viele Tiere lassen sich nur selten beobachten, sie hinterlassen aber deutliche Spuren. Um sie zu finden, braucht es ein gutes Auge, aber auch das Wissen, welche Spuren die Tiere hinterlassen.
Viele Tiere sind sehr scheu oder nachtaktiv und man bekommt sie kaum je zu Gesicht. Doch es gibt andere Möglichkeiten, festzustellen, ob eine Tierart in einem Gebiet lebt: Man sucht nach ihren Spuren! Damit sind jedoch nicht nur Pfotenabdrücke gemeint, sondern jegliche Art von Spuren, die Tiere hinterlassen können: Frassspuren, Bauten, Kratzspuren oder verlorene Körperteile bis hin zu Kot. Rehe und Wildschweine zum Beispiel sind rund um den Klingnauer Stausee und sogar auf unserem Erlebnispfad heimisch, auch wenn man sie nur ganz selten sieht.
Scheue Waldbewohner
Im weichen Waldboden findet man oft die Pfotenabdrücke – sogenannte Trittsiegel – von Rehen. Die Trittsiegel von Rehen sind etwa fünf Zentimeter lang und bestehen, typisch Paarhufer, aus einem ovalen Abdruck mit zwei Hälften. Die beiden kleinen Zehen, die sie noch haben, hinterlassen beim normalen Gang keine Abdrücke. Rehe gehören zu den sogenannten Geweihträgern. Sie werfen ihr Geweih jedes Jahr ab und es wächst ihnen dann bis zum Januar des folgenden Jahres ein neues. Damit das Geweih wachsen kann, ist es während der Wachstumsphase von einer Basthaut umgeben. Diese stirbt ab, wenn das Geweih ausgewachsen ist. Um die Basthaut loszuwerden, reiben die Rehe das Geweih an Büschen und jungen Bäumen. Dieses Verhalten wird als Fegen bezeichnet und die Fegestellen gehören auch zu den Spuren, die man finden kann. Es ist sogar möglich, ein abgeworfenes Geweih zu finden. Allerdings sollte man nicht auf die Suche danach gehen, denn die Tiere benötigen Ruhe.
Trittsiegel vom Reh Abwurfstange Foto: Giles Watson, flickr.com
Wildschweine weisen ähnliche, aber grössere Trittsiegel als Rehe auf. Im Gegensatz zu den Rehen hinterlassen sie auch mit den kleinen Hinterzehen immer Spuren. Wenn sie sich langsam fortbewegen, treten Wildschweine mit ihren Hinterbeinen in die Spuren ihrer Vorderbeine, was zu zwei Abdrücken der kleinen Hinterzehen führt. Schon eher berüchtigt sind die Wildschweine wegen ihrer Frassspuren: In landwirtschaftlichen Kulturen verursachen sie immer wieder Schäden, indem sie die Feldfrüchte fressen. Zudem pflügen sie den Boden auf der Suche nach Würmern und Insekten durch. Dies wird dann als Gebräch bezeichnet und ist nicht nur auf Feldern, sondern auch entlang von Wegen, Waldrändern oder in Wiesen zu finden. Eine weitere Spur von Wildschweinen sind Suhlen, also Mulden mit schlammigem Boden, in denen sich die Wildschweine gewälzt haben, um Parasiten loszuwerden und sich abzukühlen. Wildschweine bauen auch Nester, die Kessel genannt werden. Sie bauen diese, um sich und ihre Nachkommen vor Witterung und Kälte zu schützen.
Trittsiegel vom Wildschwein Wildschwein am suhlen
Aufschlussreiche Ausscheidung
Ob Reh, Wildschwein oder auch Fuchs und Dachs: Jedes Tier hinterlässt Exkremente. An der Form und Beschaffenheit des Kotes kann man erkennen, um welche Art es sich handelt. Aber der Kot kann noch viel mehr verraten: Wenn man ihn in einem Labor analysiert, kann man nicht nur die Art, sondern sogar das Individuum bestimmen, von dem er stammt. Ausserdem erfährt man fast alles Wissenswerte über den Gesundheitszustand des Tieres und was es in letzter Zeit gefressen hat. In vielen wissenschaftlichen Studien werden deshalb Kotproben verwendet, um mehr über die Tiere zu erfahren.
Wer genau hinschaut, kann also in der Natur viele verschiedene Spuren der Wildtiere entdecken. Allerdings sollten man bei der Spurensuche auf den Wegen bleiben, da sonst die Tiere gestört werden. In Schutzgebieten wie bei uns am Klingnauer Stausee gilt zudem, die Spielregeln zu beachten. Hier gilt ganzjährig ein Wegegebot!
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