Mit den ersten warmen Tagen im Frühling tauchen auch die ersten Schmetterlinge auf. Dabei handelt es sich meist um Arten, die als adulte Falter überwintern. Andere überdauern die kalte Jahreszeit als Puppe und schlüpfen erst später im Frühling. Hier zwei Beispiele, deren Strategien kaum unterschiedlicher sein könnten.
Winter- und sommerhart
Der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) ist meist der erste Falter, der aus seiner Winterruhe erwacht. Das in seinem Körper gespeicherte Glycerin wirkt als Frostschutzmittel und ermöglicht es dem erwachsenen Falter, Temperaturen von bis zu -20 Grad zu überstehen. Mit den ersten warmen Tagen ist er wieder aktiv und sucht Nektar an den frühblühenden Pflanzen. Die ersten fliegenden Zitronenfalter sind meist schon im Februar zu beobachten. Die Paarungungszeit ist im März und April. Derzeit sind die Weibchen mit der Eiablage beschäftigt und legen einzelne Eier an die Triebspitzen von Faulbaum (Rhamnus frangula) und Kreuzdorn (Rhamnus sp.), noch bevor die ersten Blätter austreiben. Bereits nach zwei Monaten sind die Raupen ausgewachsen und verpuppen sich. Die nächste Faltergeneration schlüpft im Hochsommer. Die Elterngeneration der Zitronenfalter verfällt dann in einen Sommerschlaf und wird erst im Herbst wieder aktiv, bis die kühleren Temperaturen die Winterruhe einläuten. Durch diese beiden Ruhephasen mit stark reduziertem Stoffwechsel erreicht der ausgewachsene Zitronenfalter ein Alter von bis zu 12 Monaten und ist damit der langlebigste Schmetterling Europas.
Zitronenfalter auf Distelblüte Eier des Zitronenfalters
Fotos: Entomologie/Botanik ETH Zürich, Albert Krebs
Funktionsloser Rüssel, aber funktionstüchtige Fühler
Im Gegensatz dazu steht das Kleine Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia), ein Nachtfalter aus der Familie der Pfauenspinner, welcher als Puppe überwintert und jetzt im April schlüpft. Alle Pfauenspinner (Saturniidae) haben einen funktionslosen Rüssel und können keinen Nektar aufnehmen. Deshalb leben sie nur wenige Tage als adulter Falter. Um sich in dieser kurzen Zeit dennoch fortpflanzen zu können, hat sich bei dieser Schmetterlingsfamilie im Laufe der Evolution ein ausgezeichneter Geruchssinn entwickelt. Kaum ist das Weibchen geschlüpft beginnt es, Sexuallockstoffe oder sogenannte Pheromone abzugeben. Die tagaktiven Männchen können diese Botenstoffe mit ihren stark gefächerten Fühlern über mehrere (!) Kilometer Entfernung riechen und der Duftspur folgen. Die Ortung erfolgt über die an Radarantennen erinnernden Fühler. So kann bereits kurz nach dem Schlüpfen des Weibchens die Paarung stattfinden. Danach legt das Weibchen die Eier gruppenweise an Weissdorn (Crataegus sp.) oder Schwarzdorn (Prunus spinosa) sowie an Brombeeren (Rubus sp.) und Himbeeren (Rubus idaeus) ab. Die Raupen fressen sich an den Blättern satt, bis sie sich im Spätsommer einen Kokon spinnen. Darin verpuppen sie sich, geschützt vor Witterung und Fressfeinden, und überwintern bis zur nächsten Generation im Frühjahr.
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